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Das verborgene Spiel


Titel: Das verborgene Spiel

Autor/In: M. L. Rio

Verlag: Penguin
Genre: Roman

Seitenzahl: 458

Bewertung: 5/5

 

 

Inhalt:

Oliver Marks bekommt immer nur die Nebenrollen. Trotzdem ist der junge Schauspieler glücklich am renommierten Dellecher College, einer abgeschiedenen Welt mit flackernden Kaminfeuern und ledergebundenen Büchern. Die sieben Studenten seines Jahrgangs sind eine eingeschworene Gemeinschaft, besessen von der Schauspielerei und von Shakespeare. Die Typen, die sie auf der Bühne verkörpern, legen sie auch privat nicht ab: Mitläufer, Verführerin, Held. Der charismatische Richard gibt die unberechenbaren Tyrannen. Doch eines Tages treibt einer der Freunde tot im Collegesee. Die anderen stehen vor einer schwierigen Wahl: Sollen sie der Wahrheit ins Auge sehen oder weiter gegen sie anspielen?

 


Dies hier ist das erste Buch, das ich hier vorstelle, bei dem ich mir wünschte, dass ich mehr Sterne vergeben könnte. 5 Sterne sind nicht mal annähernd genug um zu umfassen, welche Gefühle ich beim Lesen hatte.

Allein darüber zu schrieben ist schwer, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe, es in Worte zu fassen.

Aber ich werde es versuchen.

 

Ich fange gleich mal mit der Geschichte an.

Ich hätte mich nie als Shakespeare Fan bezeichnet. Um ehrlich zu sein, habe ich mich noch nie wirklich mit Shakespeare und seinen Werken befasst und weiß eigentlich nichts darüber (außer das Zeug, dass zum Allgemeinwissen zählt).

In diesem Buch sind jedoch so viele Szenen aus Shakespeare Geschichten beschrieben und es werden Zitate daraus durch die Gegend geworfen, dass mein Interesse geweckt wurde.

Ich bin eine Anhängerin des Tiefsinnigen und es scheint, als sei Shakespeare wirklich perfekt für mich. Es hat jedoch etwas länger gedauert, bis ich in den hochgestochenen Schreibstil hineingekommen bin (natürlich nur, was die Theaterszenen anbelangt, der Rest des Buchs ist natürlich normal verfasst).

 

Was ich besonders an diesem Buch gemocht habe, war die Verkörperung von Freundschaft, Liebe und Familie. Jeder der sieben Freunde sieht die anderen sechs auf verschiedene Weise und es war furchtbar interessant zu sehen, wer seine Prioritäten wo setzt.

Außerdem wurde das Verhalten eines Einzelnen in der Gruppe super toll beschrieben, natürlich wieder unter Beachtung der unterschiedlichen Charaktereigenschaften.

 

Zu Anfang habe ich geglaubt, dass mich ein spannender Krimi, vielleicht sogar Thriller erwarten wird. Jedenfalls war von Anfang an klar, dass es mindestens einen Toten geben wird und deshalb dachte ich, dass der Schwerpunkt des Buchs auf der Aufklärung des Mordes liegen wird. Falsch!

 

Das Buch besteht je aus verschiedenen Teilen. Zu Anfang jedes Teils gibt es einen kleinen Prolog. Das ganze Buch ist aus der Sicht von Oliver Marks geschrieben, der im Prolog mit einem ehemalige Polizeibeamten spricht. All die Kapitel die darauf folgen, erzählen die Geschichte von Oliver's Vergangenheit am Dellecher College.

Erst sehr spät im Buch kommt wirklich der Mord zu sprechen und an dieser Stelle war mir dann schon klar, dass es sich nicht wirklich um den Mord dreht. Natürlich ist der Mord der Anstoß für alles, was dann noch passiert, aber er steht nicht im Vordergrund. Es geht viel mehr darum, wie die Charaktere mit der Situation umgehen und inwiefern ihre Freundschaft beeinflusst wird. Für jemanden mit Interesse an Psychologie natürlich ein gefundenes Fressen.

 

Ich möchte gerne auf zwei der Charaktere genauer eingehen. Oliver und James sind beste Freunde seit beginn der Schauspieler Ausbildung und teilen sich auch ein Zimmer. Aber es scheint irgendetwas zwischen ihnen zu sein, das man nicht nur als Freundschaft bezeichnen kann. Und hier liegt eigentlich schon der Grund, warum mir das Buch so sehr gefallen hat.

Der Leser merkt, dass zwischen James und Oliver eine Verbindung der besonderen Art besteht, doch erst gegen Ende versteht man, was es wirklich damit auf sich hat.

Es ist auf jeden Fall mehr als Freundschaft, was beide füreinander empfinden, doch ich würde es auch nicht wirklich als Liebe bezeichnen.

James ist ein begandeter Schauspieler und Oliver blickt (zurecht) zu ihm auf. Es scheint fast so, als würde Oliver James vergöttern und somit eine Art des Hingezogenseins ihm gegenüber fühlen. Bei James ist es ganz ehrlich. Er liebt es, von Oliver vergöttert zu werden, was wiederum dazu führt, dass auch James starke Gefühle für seinen besten Freund entwickelt.

"Starke Gefühle" ist jedoch schon wieder eine Untertreibung. Was zwischen den beiden ist, kommt Liebe wirklich sehr nahe.

Und natürlich sind beide mit ihren Gefühlen überfordert. Beide haben dieses Bild von sich selbst, vor allem was ihre Sexualität angeht. Natürlich ist es nicht leicht zu akzeptieren, dass man nicht heterosexuell ist und obendrein Gefühle für seinen besten Freund entwickelt zu haben. Sie versuchen ihre Gefühle zu unterdrücke und quetschen sich selbst in eine Rolle, die ihnen nicht wirlich passt.

Als dann auch noch rauskommt, wer für den Mord verantwortlich ist, werden ihre Gefühle wieder auf die Probe gestellt.

Was fehlt, ist die Kommunikation. Vieles hätte vermieden werden können, hätten James und Oliver mehr über die wichtigen Dinge geredet.

 

Bevor ich jedoch noch einen halben Roman darüber schreibe, wie sehr ich diese Beziehung zwischen James und Oliver liebe, spreche ich kurz einmal das Ende an, das mich in Tränen und einem gebrochenen Herzen zurückgelassen hat. Das

war's. Das ist alles, was ich über das Ende sagen möchte.

 

Letzten Endes kann ich über das Buch nur sagen, dass es eines der wenigen Bücher sein wird, dass für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird. Es passiert wirklich selten, dass ein Buch so ein Gefühlschaos in mir freiruft und wenn es dann doch passiert, dann weiß ich, dass ich dieses Buch nie wieder vergessen werde. So ist es hier. Die Geschichte hat mich nach Beendung in einem Zustand zurückgelassen, den ich nur als "zerbrochen" beschreiben kann. Zerbrochen auf tausend verschiedene Weisen.

 

Außerdem möchte ich nun noch einmal anmerken, dass ich mir viel mehr Bücher mit homosexuellen Charakteren und LGBT+ Elementen wünsche. Dieses ganze "Heteronormaive" ging mir schon vor vielen Jahren auf die Nerven und deshalb verlange ich mehr Offenheit für Homosexualität und eben ein häufigeres auftreten von homosexuellen Romanzen.
Ich habe bei diesem Buch nie mit dem Auftreten einer homosexuellen Romanze gerechnet und war so positiv überrascht, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Das hat mich einfach so sehr gefreut, dass es das Buch gleich nochmal viel besser gemacht hat.

 

Das Letzte, was ich noch von mir geben werde, ist eine große Empfehlung für jeden!

 

 

 

"Das ist das Ungheuerliche in der Liebe, daß der Wille unendlich ist und die Ausführung beschränkt, daß das Verlangen grenzenlos ist und die Tat ein Sklave der Beschränkung." -William Shakespeare

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